Perth

Perth
Arbeiten in Australien? Wie das geht, erfahrt ihr hier...

Freitag, 20. Februar 2015

Quality Check

In voller Montur 
Gibt schlimmere Wege sich tausend Dollar die Woche zu verdienen, oder?
Grinsend, mit umgedrehtem Hard Hat, kommt Simon mir entgegen, dabei zieht er eine Mülltonne hinter sich her. Ich stehe mit meinem Klemmbrett vor einer Wand und versuche wichtig auszusehen.

Meine heutige Hauptaufgabe ist es, nach Löchern und Rissen in den Wänden Ausschau zu halten.
Musst du die dann wenigstens reparieren, fragt mich Patty, ein Amerikaner mit dem ich im November schon mal bei einem Kricketturnier gearbeitet habe. Perth ist ein Dorf.
Gut entsorgt
Nee, ich mache einen Kreis darum und dann hole ich jemanden, der das fixt. Patty guckt mich ungläubig an und winkt ab. Ich lache; seien wir ehrlich, wenn es auf einer australischen Baustelle um Effizienz ginge, wäre mein Job der erste, der gestrichen würde. Das verraten wir natürlich niemanden. Also laufe ich, mich mit Taschenlampe und Bleistift bewaffnet, durch die Wohnungen und wundere mich, wie dieses Haus überhaupt noch stehen kann.

Das Unternehmen für das wir arbeiten ist sehr beliebt unter Backpackern, wobei die meidten hier Iren sind. Man kann jederzeit anfangen und wieder aufhören, mit rund 320 Arbeitern und darunter 20 - 30 Frauen ist die Baustelle sehr groß und so kommt es auf einen mehr oder weniger auch nicht mehr an.

Ein Wohnblock für Perths Upper Class, gebaut von Leuten, die noch nie einen Hammer geschwungen haben. Die kleinste Wohnung kostet 380 tausend Dollar, inklusive Risse, Löcher und schiefer Küche. Alles was nicht gerade ist, wird mit Silikon ausgestopft und bei den schiefen Fließen wird gehofft, dass da keiner genau hinschaut. Interessiert uns auch nicht, wir kaufen schließlich keine Wohnung.
Kommunikationsschwierigkeiten

Sonst ist die Arbeitsatmosphäre in Klein-Irland sehr angenehm. Wir kommen jeden morgen halb 7 an, ich hole mir einen Kaffee und einen kleinen Schwung für das Selbstbewusstsein, denn die Kerle gucken alle, als hätten sie noch nie eine Frau gesehen. 6.45 Uhr bekommen wir die tägliche Predigt von Bauleiter Mike, der seine Aussagen gerne mit unangebrachten Ausdrücken unterstreicht. Wenigstens zeigt er zwischendurch mal, wie man eine Leiter benutzt. Wieder was gelernt. Man muss ihm aber auch zugestehen, dass die Leute auf der Baustelle ganz besonders dumm sind. Sei es, dass sie ein Badezimmer mit Küchenfließen auslegen oder einfach zu faul sind runter auf die Toilette zu gehen und einfach dort wo sie gerade stehen ihr Geschäft verrichten. Mikes Rede gibt also genug Stoff zum Nachdenken bis zur Mittagspause, wo wir alle zusammensitzen und ein bisschen jammern, wie müde wir sind, wie anstrengend unser Job ist, wie dumm hier alle sind. Ein Gesprächsthema findet sich immer.

Auf nach Bali 
Unglaublich wie schnell zweieinhalb Wochen umgehen, wenn man 56 Stunden die Woche arbeitet. Doch jetzt hieß es schon Abschied nehmen von den Liebsten in Perth. Letzter Strandtag, letztes Mal in den Kings Park, ein letztes Mal den besten Kaffee der Stadt getrunken. Plötzlich ist alles anders. Perth kam einem zu Hause am nächsten und jetzt verlasse ich es, ohne Aussicht es bald wieder zu sehen. Jetzt fängt die Zeit des Reisens an, endlich. Sarah und ich erkunden jetzt für drei Wochen Indonesien und im März ist Eva auch schon in Australien. Dann geht alles ganz schnell. Auf jeden Fall werde ich wieder fleißig berichten.

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