Perth

Perth
Arbeiten in Australien? Wie das geht, erfahrt ihr hier...

Donnerstag, 16. Oktober 2014

Yoga on the Beach

5:30 Ein Song von Dream Theatre reißt mich aus dem Schlaf. Ich schaue mein Handy an und schüttel den Kopf. Noch 5 Minuten.

25 Minuten später stehe ich endlich auf. Das Bett lässt ein leises Quietschen von sich hören. Ganz klar ein Ruf nach mir, but not today. Meine Kollegin Brigitte steht schon am Eingang zu unserer Appartementanlage. Komm auf den Beifahrersitz ruft sie mir zu. Ich laufe um das Auto und ... stehe vor der Fahrertür. Blödes Australien mit seinen verkehrtrumen Autos. Blödes frühes Aufstehen. Brigitte lacht und ich steige endlich auf der richtigen Seite ein. Im Auto begrüßt mich ihr Hund Tilly mit einem freundlichen Schnuppern und einen Schmatzer auf die Wange. Okay, doch nicht so doof, der Morgen. Charlotte, Brigittes jüngste, ist schon hellwach und plappert drauf los.
Jules, kannst du surfen?
Lächelnd erinnere ich mich an meinen ersten Versuch in Marokko. Nicht wirklich.
Gut, dann lernst du es halt.


Am Strand angekommen, packen wir die Klamotten weg und die Surfbretter kommen zum Vorschein. Eine Freundin von Brigitte wartet schon auf uns und los geht es. Kannst du eigentlich schwimmen? Gut, dass wir die Frage noch vorher geklärt haben. Ja, kann ich.  Im Bikini geht es ins Wasser. 6 Uhr morgens, im Frühling. Ja, es ist so kalt wie ihr es euch vorstellt.

Zwischen den Felsen gehen wir in die Tiefe und schnell wird klar, das ist nicht so leicht wie in Marokko. Aber die anderen stellen sich auch nicht so gut an. Es wird wohl eher auf ein bisschen schaukeln auf den Wellen hinauslaufen. Nun, nicht ganz.

In der folgenden Erzählung könnte ich zu Übertreibungen neigen. Man weiß es nicht.

Um ehrlich zu sein, das Wetter war nicht wirklich surffähig, vor allem nicht für Anfänger. Das Meer wollte auch nicht so wirklich und das Board ist zu klein für mich. Viele Entschuldigungen für Ich-hab-es-einfach-nicht-drauf. Spaß macht es trotzdem. Nach 20 Minuten im Wasser geht mein Fußband auf. Upps, lieber wieder drin machen, bevor wir noch das Board verlieren. Mit einer Hand hänge ich mich dran, mit der anderen versuche ich das Band wiede fest zu machen. Hmm, geht nicht. Ich blicke auf und sehe Brigitte von weitem winken. Moment von weitem?? So, war das nicht geplant. Ich sehe mich um und merke, dass ich innerhalb von Sekunden ziiiiiieeemlich weit draußen gelandet bin.

Unser Auto für einen Tag 
Jules, komm zurück. Charlotte scheint auch nicht besonders begeistert. Ich bin bestimmt 50, ach, 500 Meter vom Strand entfernt. 10 Meter hohe Wellen schlagen um mich herum und ich hab keine Ahnung wie ich wieder an Land komme. Wo ist The Hoff, wenn man ihn mal braucht? Oder generell irgendein Bademeister. Männer, alles muss man alleine machen. Ich lege mich zur Hälfte auf das Board und fange an mit den Beinen zu schwimmen. Ich bin ja nicht für umsonst Silbermedaillengewinnerin im Schwimmen. Spielt keine Rolle, dass das 12 Jahre her ist.
Einfach schwimmen, einfach schwimmen, schwimmen, schwimmen, schwimmen. Hey, vielleicht kommt ja ein Wal vorbei, der mich nach Sydney bringt. Das ist jedenfalls wahrscheinlicher, als dass ich noch an diesem Strand lande. Die Tage ziehen vorüber. Irgendwann habe ich eine Stelle gefunden, an derich aus der Strömung rauskomme und ab da ist es ein leichtes. Ich halte mich am Brett fest und warte auf die nächste große Welle, die mich an den Strand spült. Geschafft!!! Die Rocky-Titelmelodie im Kopf schmeiße ich das Brett in den Sand und laufe eine Runde am Strand, lachend werfe ich die Arme in die Luft. In Gedanken; ich bin sooo fertig, sitzen ist auch ne tolle Sache das Leben zu feiern. Das Fußband habe ich übrigens nicht wieder fest bekommen

Du hast das so gut gemacht. Tarni und Charlotte sind erleichtert. Brigitte lacht. Welcome to Kalbarri. Da bist du wohl in der Strömung gelandet. Good Job!

Ich schäle mich aus meinem Top und springe in den warmen Pulli. Das wäre dann wohl geschafft. Den Muskelkater spüre ich jetzt schon. Aber das war es noch nicht, wir wollen schließlich trainieren. Wir laufen ein Stück und sprinten dann die Dünen rauf und runter. Genau, einmal rauf und wieder runter, wir wollen es ja nicht übertreiben. Dann bilden wir einen Kreis und machen ein paar Yogaübungen.

7:30 Uhr sitzen wir wieder im Auto. Ich fasse es nicht, dass die ganze Geschichte nur anderthalb Stunden gedauert hat.
Zu Hause springe ich unter die Dusche und mache mich für die Arbeit fertig. Das wird ein langer Tag.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen