Am Flughafen in Vorfreude auf die schönste Stadt der Welt |
Nachdem mein Silvesteraufenthalt in
London ein großer Erfolg war, hatte ich dann auch ganze 2 Wochen
keine Sehnsucht nach der (ich sage es noch einmal) schönsten Stadt
der Welt. So überlegte ich lange, wann, wie und mit wem ich das
nächste Mal nach England kommen könnte.
Ende Juli war es dann soweit. Eva und
ich überlegten, wo wir eine Woche gemeinsam hinfahren könnten,wir
hatten noch ein paar Tage Urlaub und ein klein wenig Geld übrig. Zu
Beginn der Planung suchten wir nach Ferienwohnungen auf
Fuerteventura, dann sind wir innerhalb von 2 Stunden, über Spanien,
Irland und Schweden, doch in England gelandet.
Wir sind jung und individuell, wir
wollen so viel wie möglich in kurzer Zeit sehen und wir wollen, wenn
es uns in einem Ort nicht gefällt, schnell weiterziehen.
Also
kauften wir uns das Britrail Angebot der Deutschen Bahn für vier
Tage. Hiermit kann man vier Tage in einem Monat mit dem Zug durch
ganz England fahren. Toll. Der Billigflieger und das absolute
Highlight, eine Übernachtung im Oxford College, waren schnell
gebucht, sollten also nur noch die 6 Übernachtungen ein Problem
sein.
Big Ben erwacht |
Oft hatten wir schon was von Couchsurfing gehört und da das
mit Airbnb im Winter so gut geklappt hatte, waren wir so mutig und
meldeten uns in dem Portal an. Fleißig verschickten wir in der
kommenden Woche Anfragen, zwei Wochen später sollte es schließlich
schon losgehen. Kleiner Tipp, wenn ihr wirklich Couchsurfen wollt,
nehmt euch mehr Zeit für die Planung. Immer wieder kamen Absagen
bzw. keine Antwort und unsere Ansprüche sanken immer weiter. Die
Leute, die wir vorher aussortiert hatten, waren nun unsere letzte
Hoffnung, verzweifelt schrieben wir auf die Pinnwände der jeweiligen
Städte, ob denn nicht jemand zwei Schlafplätze zur Verfügung
hätte.
Zwei Tage vor Abreise hatten wir zumindest schon einmal die
erste Nacht im schönen London sicher. Ein Student der Kunstakademie
lud uns ein in seiner Küche auf einem großem Sofa zu
übernachten.Dankbar nahmen wir das Angebot an. Es war vernünftiger
als das eines jungen Mannes aus Brighton, der uns einlud zu dritt in
seinem Bett zu schlafen. Falls wir gerne nackt rumlaufen würden,
wäre das auch kein Problem für ihn. Wir dürften bloß das Zimmer
nicht verlassen, weil auch er nur zur Untermiete wohnt und sein
Alkivermieter immer im Wohnzimmer sitzen würde. Nur so als
Vorwarnung. Danke, aber nein.
Roter Bus vor Sonnenaufgang - very British |
Donnerstag früh 5 Uhr ging es los.
Nein, nicht auf Reisen, sondern noch einmal an die Arbeit. Und wieder
einen Urlaubstag gespart. Wir arbeiteten bis mittags, dann stiegen
wir ins Auto und fuhren von Hannover nach Dortmund, um dort in unserer
kleinen Maschine nach Luton zu fliegen. Die Umwege haben sich
preislich wahrscheinlich nicht wirklich gelohnt, aber wir haben
gleich etwas mehr erlebt. Abends am Airport angekommen, wollten wir
uns erst einmal das britische Geld vom Automaten ziehen.
Problem, die
EC-Karte funktionierte nicht. Vor meinem inneren Auge sah ich uns
schon pleite durch die Straßen von London ziehen, Geld hatten wir,
aber wir kamen ja nicht dran. Aber erstmal keine Panik vortäuschen.
Mit dem Shuttle fuhren wir zur Baker Street, den britischsten Ort der
Welt. Von da an ging es zu Fuß und mit unseren kleinen rosa und
orangen Koffern in die Oxford Street (wieder eine Fahrkarte gespart) zum
Primark, um uns Kissen und Decken zu kaufen, denn die brauchten wir
in der Küche unseres Gastgebers. Wir hatten einen anderen Automaten
gefunden, der unsere Karten annahm. Dann fuhren wir mit der Tube zur
Old Street, da wir uns dort mit dem Typen treffen wollten. Es war
jetzt 10 Uhr abends. Den ganzen Tag unterwegs gewesen, wollten wir
jetzt nur noch diese zuvor angepriesene Couch. Ich rief ihn an und er
erklärte uns wo wir hinkommen sollten und nannte uns den Pub
Roadtrip.
Idyllische Stille in der Weltmetropole |
Ja, schade bloß, dass er uns komplett in die falsche
Richtung schickte und wir eine Stunde lang um die Old Street Station
wanderten, mit Koffer und Primark Tüte. Viele nette Londoner
versuchten uns zu helfen, doch auch die hatten von dem Pub noch nie
etwas gehört. Mit Google Maps und vielem Nachfragen schafften wir es
endlich doch und unser Gastgeber wartete NICHT auf uns. Wir hatten
uns schon gewundert, warum er sich noch keine Sorgen gemacht hatte.
Erneut rief ich ihn,mich über die Kosten ärgernd, an. Er war noch
nicht einmal losgelaufen, um uns abzuholen. Wir warteten noch einmal.
Ein Fehler,wir hätten flüchten sollen. So schnell unsere Füße uns
getragen hätten.
Dicker Daumen nach unten |
Aber wir waren immer noch positiv eingestellt. Der
Pub sah auf jeden Fall gut aus, aber wir wollten erst einmal unsere
Sachen loswerden. Als er endlich kam, sah man ihm an, dass er nicht
ganz so fit war. Im Wohnheim wurde gerade eine Party geschmissen und
alle bereiteten sich auf das Weiterziehen in den Club vor. Leider
auch das Mädchen, das ihre Küche bereitstellen wollte. Wir
warteten also wieder eine Stunde, mittlerweile war auch Mitternacht
vorbei und allen, denen wir sagten, wir wollen bei Dalia in der Küche
schlafen, sahen uns mitleidig an. Endlich sollten wir auch erfahren
warum.
The City is sleeping |
Sie wollten tatsächlich, dass wir auf dem eingesauten Boden
der Gemeinschaftsküche schlafen sollten. Das große Sofa war kaputt
und vor allem auch nicht so groß. Die Tür konnte nicht geschlossen
werden und das beste an allem, wir hatten keinen Zugang zu einem Bad.
Während alles andere vielleicht noch annehmbar gewesen wäre, ging
das gar nicht. Der Typ verstand unser Problem nicht wirklich und gab
uns noch einmal Zeit schnell Zähne zu putzen. Wenn wir mitten in der
Nacht mal müssten, könnten wir ihn anrufen, dann würde er uns zum
Bad bringen.
Danke, sehr nett von dir.
Als endlich alle weg waren,
lachten wir uns gegenseitig aus. Nein, hier würden wir nicht
bleiben. Wir ruhten uns noch eine Stunde aus, aber da wir auch keine
Lust hatten unsere Flucht zu rechtfertigen, wenn die ganzen Studenten
wieder heimkommen würden, sind wir losgezogen und bei Nacht durch
London spaziert.
Und tatsächlich, auch diese Stadt schläft in einer
Donnerstagnacht.
Fazit: Immer wieder |
Die Hauptstraßen waren wie leergefegt; selbst King's
Cross war geschlossen, also konnten wir wieder keinen Versuch
starten, nach Hogwarts zu kommen. Glücklicherweise fanden wir einen
McDonalds mit freiem WLAN und lecker Blaubeermuffin, in dem wir uns
ein bisschen ausruhen konnten. Die anderen Leute die sich einen
Burger gönnten, sahen auch so aus, als hätten sie für diese Nacht
keinen Schlafplatz. Man kam nicht ins Gespräch, wir waren zu müde,
die anderen hatten wahrscheinlich keine Lust. Wir wollten den Freitag
sowieso in Brighton verbringen, also suchten wir uns den frühesten
Zug raus. Früh um 6, ab Victoria. Wir gingen weiter, immer die
Koffer im Schlepptau (das nächste Mal also doch einen Rucksack
nehmen) und liefen mit einigen Umwegen zum Fluss hinunter. Ich kann
euch sagen, London ist am frühen Morgen noch schöner. Alles ist
ruhig und es fahren nur wenige Taxen durch die Straßen.
An der
Themse angelangt, erlebten wir den Sonnenaufgang, der alles
entschädigte und plötzlich waren wir schon fast froh, die Nacht
nicht geschlafen zu haben.
To be continued
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