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Sonntag, 17. Juni 2012

Vive la France – Viva l’Italia!

Mein Hausstrand
Neun Monate und 10 Tage Italien? Oder doch Frankreich? Oder beides?
Neun Monate und zehn Tage Côte d’Azur. So erkläre ich es jedem, der mich danach fragt. So viele machen das nicht, denn Leute die mich nicht kennen, wissen auch nicht, dass ich nach dem Abi für ein Jahr „da unten“ war, alle anderen wissen es schon. Also erzähle ich es gerne von mir aus. Und das jedem, dem ich begegne. Nervt das die anderen? Sicher. Aber das ist es wert
Ein tolles Jahr. Oder doch nicht? Au Pair wollt ich schon immer machen. Bei einer reichen Familie ein-zwei Stunden am Tag auf die kleinen süßen Kinder aufpassen, ach was heißt aufpassen, wir würden den ganzen Tag nur spielen und zu einer Familie zusammenwachsen. Probleme haben immer nur die anderen. Und selbst wenn, schlechte Erfahrungen sind wahrscheinlich sogar wertvoller als durchweg positive. Ja, ich fühlte mich weise, als ich 2 Monate nach meinem 18. Geburtstag loszog, in die weite Welt, um meine neue Heimat zu entdecken.
Et boum, le choc, Kinder können nerven. Und fies sein. Und wenn die Mutti nie da ist, kann sie natürlich dem armen, hoffnungslos überforderten Au Pair nicht helfen (und seien wir ehrlich, das möchte sie auch nicht). Mamma mia. Vielleicht hätte ich vorher ein bisschen italienisch lernen sollen. Mit Buongiorno, Grazie und Scusi kommt man in Ventimiglia nicht zurecht. Vor allem nicht, wenn so eine italienische Mamma eskaliert, weil mein Kind (seit wann???) Mist gebaut hat. Am ersten Schultag. In der neuen Schule. Ups. Also stehe ich erst einmal mit Tränen in den Augen da und lasse es über mich ergehen. Sie bekommt Mitleid. Situation brillant gemeistert!

Geliebtes Ventimiglia
Basta! Ein schönes Wort. Eines der ersten, die ich in dem kleinen Häuschen am Strand gelernt habe und auch schnell zu nutzen lerne. Basta, mal die Wände nicht an. Basta, zieh der Katze nicht am Schwanz. Basta, hör auf deine Schwester anzupöbeln. Das Wort ist nach 5 Minuten überstrapaziert. Wen wundert’s?
Ein deutsches Mädchen in einer französischen Familie in Italien. Chaos ist vorprogrammiert. Die Kinder reden untereinander und mit ihrer Mutter nur italienisch (kann ich nicht). Immer wieder höre ich meinen Namen. Also hab ich mal wieder was falsch gemacht.
Morgens bringe ich die Kinder in die Schule, nachmittags ab 1 hab ich den Großen wieder zu Hause. Die grandiosen 3 freien Stunden am Tag nutze ich, um Ventimiglia kennenzulernen. Eine tolle Stadt für Otto-Normal-Verbraucher. Hier ist nichts los. An der Strandpromenade joggen die Leute (hatte ich auch vor, hat nicht geklappt), im Park spielen die Rentner Boccia und überall riecht es nach Pizza. Gibt es etwas Besseres? Pas du tout.

Schön wäre es, wenn ich das schöne Wetter auch mit den Kindern nutzen könnte, aber Pustekuchen, stattdessen gucke ich jeden Tag R.I.O. und Narnia auf Italienisch, Französisch und einmal auch Dänisch, weil wir die Spracheinstellungen nicht gefunden haben. Das ist es also, mein Jahr im Süden. Bei runtergelassenem Rollo im Wohnzimmer sitzen und Filme gucken. Gibt schlimmeres.
Aber auch schöneres, und das kommt in Form von sieben netten Au Pairs, die in Frankreich ihr Glück versuchten. Drei in Monaco und der Rest in der Umgebung von Nizza. Drei Wochen nach meiner Ankunft in Italien lernte ich diese Mädels kennen. Über die Art und Weise lachen wir noch heute. Völlig verzweifelt, weil ich ganz allein war, kam ich auf sie zu und sagte geradeheraus: „Hallo, ich bin Julia und kenn hier noch niemanden. Wollen wir was machen?“ Wahrscheinlich hauptsächlich aus Mitleid nahmen sie mich mit zum Shoppen.

Und damit begann das bisher tollste Jahr meines Lebens. Jedes Wochenende fuhr ich "rüber" nach Frankreich. Wir entdeckten gemeinsam die Umgebung und gingen in Monaco in die Brasserie feiern. Der Bahnhof wurde mein Lieblingsplatz, nicht zuletzt weil die französischen Zugpläne eine einzige Katastrophe sind. Macht nichts, wir sind jung und schlafen kann man, wenn man wieder in Deutschland ist.
Eine unvergessliche Weihnachtsfeier
Mit der Zeit lebten wir uns ein und auch die Kinder waren nicht mehr so anstrengend wie am Anfang. Man hatte immer jemanden, der das gleiche „durchmachte“ und wir konnten uns jede Woche mal so richtig auskotzen. So etwas schweißt zusammen.
Diese sieben Mädels haben mein Leben an der Côte d’Azur unvergesslich gemacht.
Je vous embrasse.


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