Neun Monate und zehn Tage Côte d’Azur.
So erkläre ich es jedem, der mich danach fragt. So viele machen das
nicht, denn Leute die mich nicht kennen, wissen auch nicht, dass ich
nach dem Abi für ein Jahr „da unten“ war, alle anderen wissen es
schon. Also erzähle ich es gerne von mir aus. Und das jedem, dem ich
begegne. Nervt das die anderen? Sicher. Aber das ist es wert
Ein tolles Jahr. Oder doch nicht? Au
Pair wollt ich schon immer machen. Bei einer reichen Familie ein-zwei
Stunden am Tag auf die kleinen süßen Kinder aufpassen, ach was
heißt aufpassen, wir würden den ganzen Tag nur spielen und zu einer
Familie zusammenwachsen. Probleme haben immer nur die anderen. Und
selbst wenn, schlechte Erfahrungen sind wahrscheinlich sogar
wertvoller als durchweg positive. Ja, ich fühlte mich weise, als ich
2 Monate nach meinem 18. Geburtstag loszog, in die weite Welt, um
meine neue Heimat zu entdecken.
Et boum, le choc, Kinder können
nerven. Und fies sein. Und wenn die Mutti nie da ist, kann sie
natürlich dem armen, hoffnungslos überforderten Au Pair nicht
helfen (und seien wir ehrlich, das möchte sie auch nicht). Mamma
mia. Vielleicht hätte ich vorher ein bisschen italienisch lernen
sollen. Mit Buongiorno, Grazie und Scusi kommt man in Ventimiglia
nicht zurecht. Vor allem nicht, wenn so eine italienische Mamma
eskaliert, weil mein Kind (seit wann???) Mist gebaut hat. Am ersten
Schultag. In der neuen Schule. Ups. Also stehe ich erst einmal mit
Tränen in den Augen da und lasse es über mich ergehen. Sie bekommt
Mitleid. Situation brillant gemeistert!
Geliebtes Ventimiglia |
Basta! Ein schönes Wort. Eines der
ersten, die ich in dem kleinen Häuschen am Strand gelernt habe und
auch schnell zu nutzen lerne. Basta, mal die Wände nicht an. Basta,
zieh der Katze nicht am Schwanz. Basta, hör auf deine Schwester
anzupöbeln. Das Wort ist nach 5 Minuten überstrapaziert. Wen
wundert’s?
Ein deutsches Mädchen in einer
französischen Familie in Italien. Chaos ist vorprogrammiert. Die
Kinder reden untereinander und mit ihrer Mutter nur italienisch (kann
ich nicht). Immer wieder höre ich meinen Namen. Also hab ich mal
wieder was falsch gemacht.
Morgens bringe ich die Kinder in die
Schule, nachmittags ab 1 hab ich den Großen wieder zu Hause. Die
grandiosen 3 freien Stunden am Tag nutze ich, um Ventimiglia
kennenzulernen. Eine tolle Stadt für Otto-Normal-Verbraucher. Hier
ist nichts los. An der Strandpromenade joggen die Leute (hatte ich auch vor, hat nicht geklappt), im Park
spielen die Rentner Boccia und überall riecht es nach Pizza. Gibt es
etwas Besseres? Pas du tout.
Schön wäre es, wenn ich das schöne Wetter auch mit den Kindern nutzen könnte, aber Pustekuchen, stattdessen gucke ich jeden Tag R.I.O. und Narnia auf Italienisch, Französisch und einmal auch Dänisch, weil wir die Spracheinstellungen nicht gefunden haben. Das ist es also, mein Jahr im Süden. Bei runtergelassenem Rollo im Wohnzimmer sitzen und Filme gucken. Gibt schlimmeres.
Schön wäre es, wenn ich das schöne Wetter auch mit den Kindern nutzen könnte, aber Pustekuchen, stattdessen gucke ich jeden Tag R.I.O. und Narnia auf Italienisch, Französisch und einmal auch Dänisch, weil wir die Spracheinstellungen nicht gefunden haben. Das ist es also, mein Jahr im Süden. Bei runtergelassenem Rollo im Wohnzimmer sitzen und Filme gucken. Gibt schlimmeres.
Aber auch schöneres, und das kommt in
Form von sieben netten Au Pairs, die in Frankreich ihr Glück
versuchten. Drei in Monaco und der Rest in der Umgebung von Nizza.
Drei Wochen nach meiner Ankunft in Italien lernte ich diese Mädels
kennen. Über die Art und Weise lachen wir noch heute. Völlig
verzweifelt, weil ich ganz allein war, kam ich auf sie zu und sagte
geradeheraus: „Hallo, ich bin Julia und kenn hier noch niemanden.
Wollen wir was machen?“ Wahrscheinlich hauptsächlich aus Mitleid
nahmen sie mich mit zum Shoppen.
Und damit begann das bisher tollste Jahr meines Lebens. Jedes Wochenende fuhr ich "rüber" nach Frankreich. Wir entdeckten gemeinsam die Umgebung und gingen in Monaco in die Brasserie feiern. Der Bahnhof wurde mein Lieblingsplatz, nicht zuletzt weil die französischen Zugpläne eine einzige Katastrophe sind. Macht nichts, wir sind jung und schlafen kann man, wenn man wieder in Deutschland ist.
Eine unvergessliche Weihnachtsfeier |
Diese sieben Mädels haben mein Leben
an der Côte d’Azur unvergesslich gemacht.
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